Dekanat Vorderer Odenwald

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    Lutherglossen

    Abschied und Aufbruch

    privatHans-Joachim Greifenstein ist Pfarrer im Ruhestand und Kabarettist.

    Hans-Joachim Greifenstein ist Pfarrer und Kabarettist. Er lebt in Babenhausen und hält als Ruhestandspfarrer nach wie vor Gottesdienste. Was würde Luther dazu sagen? Dazu hatte anlässlich des Reformationsjubiläums Glossen geschrieben, die nach wie vor aktuell sind. In unregelmäßigen Abständen werden sie hier veröffentlicht. Heute: Abschied und Aufbruch

    Von Hans-Joachim Greifenstein

    Vor ein paar Jahren war ich Pfarrer in einer netten kleinen konservativen Gemeinde. Die Leute mochten Veränderungen nicht so sehr und hatten auch keine allzu hohe Meinung von der Lebendigkeit ihres Ortes. Mir kam das so vor wie eine „Depression in 3-D“: „Des hatte mir schon“, „des brauche mir net“ und „des werd hier nix“, waren die drei Leitsätze der Dorfentwicklungsverhinderung. So ähnlich war auch das deutsche Mittelalter. Neues war grundsätzlich verdächtig – weil wahrscheinlich vom Teufel. Auf der ganzen Gesellschaft lag eine große Decke namens „Das-war-schon-immer-so“, die sollte alle beschützen und schön warm halten, hat aber vieles erstickt und lauter Mief erzeugt.

    Luther hat mit seinem Thesenanschlag einen Zipfel dieser Decke hochgelupft und – schwuppdiwupp! – kam der Fortschrittswind und hat die Decke weggeblasen. Da hat er gestaunt, der Luther! Ich glaube nicht, dass er am 31.10.1517 morgens aufgestanden ist und sich gesagt hat: „Nach dem Frühstück gehe ich mal zur Schlosskirche und zerschlage den päpstlichen Hegemonialanspruch.“ Eigentlich wollte er ja nur ein paar Verbesserungsvorschläge für den eigenen Verein anbringen und mehr aus Versehen hat er der Neuzeit zum Durchbruch verholfen! Luther war ein Zufallsrevolutionär, ein Teilzeitanarchist. Angefangen hat er typisch mittelalterlich mit: „Heilige Anna, hilf!“ und Fasten-Möncherei, aufgehört hat er als Epochenwender. Kein Wunder, wenn einer so Wörter in sich trägt wie: „Wir sind's noch nicht, wir werden's aber. Es ist noch nicht getan und geschehen, es ist aber im Gang.“ Das klingt wie eine Mischung aus Doktor Faust und Ernst Bloch.
    In ihm war etwas, was stärker war als er. Er stand halt da und konnte nicht anders.....

    Seiner Zeit war er darum manchmal voraus. Er hat ein unbekanntes Geheimdokument namens „Bibel“ durch Übersetzung und Billigdruck allgemein zugänglich gemacht, also quasi „ins Netz gestellt“ – damit war so etwas wie der Edward Snowden des 16. Jahrhunderts!

    Mit 41 hat der Ex-Mönch eine 26-jährige Ex-Nonne geheiratet! Na klar war das eine Umstellung: „Das erste Jahr einer Ehe macht einem seltsame Gedanken. Denn wenn er am Tisch sitzt, denkt er: Vorher war ich allein, nun bin ich zu zweit. Wenn er im Bett erwacht, sieht er ein Paar Zöpfe neben sich liegen, welche er früher nicht sah.“ Aber das Heiraten hat sich für ihn gelohnt: „Ich würde meine Käthe nicht gegen Frankreich oder Venedig eintauschen“, hat er dankbar geschrieben.

    Ohne es geplant zu haben hat Luther das Mittelalter in Rente geschickt und die Neuzeit eingeläutet. Es war eine Revolution in 3-L: Luther lebte leidenschaftlich.

    Hans-Joachim Greifenstein hat zusammen mit Clajo Herrmann der Erste Allgemeine Babenhäuser Pfarrer(!) Kabarett gegründet. Am 4. Februar ist Clajo Herrmann im Alter von 68 Jahren überraschend gestorben. Hans-Joachim Greifenstein hat sich entschieden, alleine weiter zu machen. Wie es ihm dabei geht, schildert er auf www.pfarrerkabarett.de/ Hier gibt es auch die Termine.
    Die Lutherglossen sind zum Reformationsjubiläum im Magazin „blick in die Kirche” der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) erschienen.

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